
Wie beendet Sommaruga die Polit-Posse?
Niemand kommt dieser Tage um die Politposse um Nationalrat Köppels Rede an die Adresse von Bundesrätin Sommaruga und deren Reaktion vorbei. Eigentlich kaum einer Betrachtung wert, liefert Nationalratspräsidentin Markwalders Erklärung für das plötzliche Verschwinden der Bundesrätin doch noch Grund für ein paar Bemerkungen aus kommunikativer Sicht.
Erstens: Dass die Bundesrätin den Saal ausgerechnet während eines Votums verlässt, das sie frontal angreift, ist ein Fehler oder zumindest sehr ungeschickt. Kommentarlos und ohne Vorwarnung aus einer Debatte davon zu laufen, passt weder zum Format eines Magistraten noch zur erforderlichen Dialogkultur in einem Parlament. Darum sollte es auch nicht passieren – ganz gleich, wie sehr einen das Votum des anderen reizt, ganz gleich, ob Roger Köppel die Bundesrätin diskreditiert hat oder sich selber.
Zweitens: Wenn man es doch tut, oder tun muss, wie Bundesrätin Sommaruga, so muss man sich möglichst rasch erklären. Grund: Sonst übernehmen die anderen diese Erklärung, was einen in eine unangenehme Situation der Rechtfertigung bringt und/oder mit einem Glaubwürdigkeitsschaden zurücklässt. Im vorliegenden Fall haben zuerst Sommarugas Gegner die Erklärung übernommen und dann Christa Markwalder. In der Pflicht wären allerdings Sommarugas Kommunikationsleute gewesen, die eine Aussage im Auftrag der Bundesrätin hätten zu Protokoll geben müssen, wenn sie es nicht selber tut.
Drittens: Die Erklärung von Christa Markwalder, dass Bundesrätin Sommaruga den Saal nur verlassen habe um auf WC zu gehen, ist gelinde gesagt ebenfalls sehr ungeschickt. Sie giesst Öl ins Feuer, weil es erstens eine reichlich hilflose Erklärung ist, und zweitens die Erklärende gar nicht die Aufgabe hat, etwas dazu zu sagen. Es dehnt die Geschichte folglich nur aus und reichert sie mit einem weiteren Aspekt an.
Und was jetzt? Am schnellsten und schonungsvollsten ist die Posse beendet, wenn sich Bundesrätin Sommaruga mit einem eigenen, klaren, kurzen und nachvollziehbaren Statement erklärt und gleichzeitig klarmacht, dass sie sich zu dieser Geschichte nach diesem Statement nicht mehr äussert. Und das vor dem Wochenende.