Brieftasche

Vergütungen als Topthema von Investoren?

Published: 2018

Die 6. SWIPRA-Umfrage zur Entwick­lung der Cor­po­rate Gov­er­nance in der Schweiz ver­mit­telt ein paar span­nende Ein­blicke in die aktuellen Befind­lichkeit­en und Ansprüche von Unternehmen und Inve­storen. Ein bemerkenswert­er Punkt: Während der GV-Sai­son 2018 waren die Vergü­tun­gen das wichtig­ste The­ma für 40% der insti­tu­tionellen Anleger im Aus­tausch mit den Unternehmen. Laut Studie, weil rund die Hälfte der Inve­storen unzufrieden ist mit der Trans­parenz, ins­beson­dere bezüglich Pay for Per­for­mance”. Dass die Vergü­tun­gen so häu­fig The­ma Num­mer Eins sind, sollte in zweier­lei Hin­sicht zu denken geben.

Erstens: Selb­st, wenn man argu­men­tierte, dass wohl primär trans­paren­zver­wöh­nte”, angel­säch­sis­che Inve­storen die hiesige Offen­le­gung bemän­geln, ist doch erstaunlich, dass man sich als Unternehmen diese Blösse gibt. Seit Jahren ist das The­ma unter ver­schärfter Beobach­tung. Dass man immer noch Vergü­tungssys­teme in Kraft hat, die Fach­leute nicht nachvol­lziehen kön­nen, oder man sie nicht trans­par­ent darstellen kann oder will, wirkt rück­ständig und wenig vertrauensfördernd.

Zweit­ens: Wenn sich Pen­sion­skassen mit ober­ster Pri­or­ität um die Vergü­tun­gen küm­mern, kön­nte das heis­sen, dass alles andere völ­lig klar, pos­i­tiv und damit gar nicht erst diskus­sion­swürdig ist. Das wäre allerd­ings sehr erstaunlich. Genau­so erstaunlich wäre es, wenn die Vergü­tun­gen deshalb zum wichtig­sten The­ma wer­den, weil sie als Zahlen ein­fach­er einzuord­nen sind, als beispiel­sweise Szenar­ien offen­er Rechtsstre­it­igkeit­en oder die qual­i­ta­tive Würdi­gung möglichen Investi­tions­be­darfs. Nicht nur erstaunlich, son­dern ger­adezu falsch wäre es, die Vergü­tun­gen zum Haupt­the­ma zu machen, wenn die Per­for­mance des Unternehmens nicht stimmt. Das wäre das Pferd beim Schwanz aufgezäumt. Weshalb denn das grosse Inter­esse an den Vergü­tun­gen? Der Grund ist am ehesten bei den in den let­zten Jahren ver­schärften aber zahn­losen Reg­ulierun­gen zu find­en – Stich­wort Min­der-Ini­tia­tive. Der Stim­mzwang fordert von den Pen­sion­skassen eine Detail­be­tra­ch­tung der Vergü­tungs­the­matik. Dies legt das Haupt­gewicht am falschen Ort.

Der Fokus eines Anlegers sollte nicht auf den Vergü­tun­gen liegen, son­dern auf der Unternehmensstrate­gie, den daraus resul­tieren­den Zahlen sowie auf den zukün­fti­gen Chan­cen und Risiken. Wenn die Vergü­tun­gen zum ober­sten Diskus­sion­s­the­ma wer­den, stellt das entwed­er dem Unternehmen, dem betr­e­f­fend­en Investor oder dem Geset­zge­ber ein schlecht­es Zeug­nis aus.

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