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Rufschädigung dank "Schwarm-Intelligenz"

Published: 2015

Etwas abseits von der grossen Aufmerk­samkeit flim­merte am Dien­stag der Club“ über den Kanal von TV SRF1. The­ma: Ruf­schädi­gung und die dies­bezügliche Rolle der Medi­en. Auch wenn die Diskus­sion dur­chaus span­nende Aspek­te zu Tage brachte, blieb die Rolle der Medi­en etwas unter­beleuchtet, wie der Tages-Anzeiger richtig kom­men­tierte. Das führte auch dazu, dass der heim­liche Sieger der Diskus­sion eben heim­lich blieb.

Das Gespräch drehte sich mehrfach um die Qual­ität im Jour­nal­is­mus. Stich­worte: Fak­ten­treue, Check­buchjour­nal­is­mus, Tem­po­druck, Online-Jour­nal­is­ten als Kinder­sol­dat­en“. Die Gäste waren sich prak­tisch darin einig, dass die Qual­ität im Jour­nal­is­mus gegenüber früher deut­lich gesunken sei — ins­beson­dere im immer wichtiger wer­den­den Online-Jour­nal­is­mus. Ob der Spar- und Ter­min­druck auf den Redak­tio­nen dazu führt, dass weniger intel­li­gente Leute angestellt wer­den, oder ob für die eigentlich intel­li­gen­ten Leute ein­fach weniger Zeit und Geld für präzise Recherchen vorhan­den ist, kam nicht zur Sprache. Es ändert aber let­ztlich auch nichts am Verdikt, wen­n’s denn so pauschal stimmt.

Zur Sprache kam hinge­gen, dass die Qual­ität auch deshalb schlecht sei, weil es einen Main­stream-Jour­nal­is­mus gäbe, ein Rudelver­hal­ten, nach dem etliche Medi­en automa­tisch auf die Mehrheitsmei­n­ung eines Skan­dals ein­mün­den und einan­der gegen­seit­ig abschreiben. Und tat­säch­lich habe ich es im Beruf­sall­t­ag mehrfach erlebt, dass Jour­nal­is­ten zu mir sagten, die Fak­ten seien ja klar, weil das so auch schon in anderen Zeitun­gen ges­tanden habe.

Und damit zum heim­lichen Sieger der Diskus­sion: Es ehrt Alex Baur, dass er nicht stärk­er darauf hingewiesen hat, aber tat­säch­lich muss man zugeben, dass die Welt­woche häu­fig (und wohl mitunter auch aus Posi­tion­ierungs­grün­den) eine kon­träre Mei­n­ung zum Main­stream ver­tritt. Ob das im Einzelfall richtig oder falsch, angenehm oder unan­genehm ist, ist irrel­e­vant. In der zunehmend kon­so­li­dierten Medi­en­land­schaft würde ich mir aber ein weit­eres, ernst zu nehmendes Blatt wün­schen, das ab und zu pointiert eine andere Mei­n­ung ver­tritt. Das regt zum Denken an und schärft den Ver­stand. Und im Ide­al­fall hil­ft es einen ungerecht­fer­tigten Imagev­er­lust zu verhindern.

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