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Was Post, AKB und Raiffeisen verbindet

Veröffentlicht: 2018

Im Zusam­men­hang mit den unrecht­mäs­si­gen Postau­to-Sub­ven­tio­nen ist noch nie­mand wegen straf­baren Hand­lun­gen verurteilt wor­den. Genau­so wenig beim Raif­feisen-Skan­dal. Es gilt also die Unschuldsver­mu­tung. Und doch: Susanne Ruoff ist von Ihrer Posi­tion als Post-Chefin zurück­ge­treten und der ehe­ma­lige Finanzchef der Post, Pas­cal Kora­di, hat seinen Job als Direk­tion­spräsi­dent der Aar­gauis­chen Kan­ton­al­bank (AKB) niedergelegt. Bei Raif­feisen nah­men nach dem ehe­ma­li­gen Präsi­den­ten Rüegg-Stürm auch andere Ver­wal­tungsratsmit­glieder — offen­bar zurecht — den Hut.

Gemein ist all diesen Per­so­n­en, dass sie zu ein­er Belas­tung für die Rep­u­ta­tion des jew­eili­gen Unternehmens gewor­den waren. Weil sie entwed­er von heiklen Prak­tiken gewusst und sie gedeckt hat­ten, oder weil sie nichts davon bemerkt hat­ten, obwohl sie etwas hät­ten merken müssen. Mitschuld oder Unfähigkeit. Pest oder Cholera. Men­schlich­es Ver­sagen. So der Vor­wurf. In so einem Kon­text hat auch die Würdi­gung ein­er guten aktuellen Leis­tung wenig Platz. Was heisst das?

Es kommt ein Punkt, an dem jemand auch ohne den Beweis für Ver­fehlun­gen für eine Organ­i­sa­tion nicht mehr trag­bar ist: Wenn das Ver­trauen der wesentlichen Stake­hold­er nicht mehr da ist. Wenn eine Per­son so mit frag­würdi­gen Prak­tiken in Verbindung gebracht wird, dass ihre Anwe­sen­heit einen glaub­würdi­gen Wieder­auf­bau des Ver­trauensver­hält­niss­es stört.

Die zuständi­gen Organe bei der Post und bei der AKB haben dies erkan­nt und die Kon­se­quen­zen gezo­gen. Damit schützen sie die Fir­ma vor weit­eren Rep­u­ta­tion­ss­chä­den. Sie schützen aber — so zynisch dies tönen mag — auch die betr­e­f­fend­en Per­so­n­en, indem Sie diese aus dem Ram­p­en­licht nehmen. Und mit dem öffentlich bekun­de­ten Glauben an die per­sön­liche Integrität geben sie im Fall von Ruoff und Kora­di noch eine wesentliche Stütze mit auf deren weit­eren Weg.

Bei Raif­feisen ist die Lage derzeit noch etwas anders. Ein­mal abge­se­hen vom Ver­wal­tungsrat, der einen Erneuerung­sprozess ein­geleit­et hat, ste­ht CEO Gisel weit­er­hin unter Beobach­tung und unter Ver­dacht. Er ste­ht nach wie vor im Schaufen­ster. Umso wichtiger wäre es in dieser Sit­u­a­tion, möglichst wenig Angriffs­fläche zu bieten. Entsprechend frag­würdig mutet es an, wenn er offen­bar unre­flek­tiert und unbe­darft Bilder und Kom­mentare auf seinem Face­book-Pro­fil postet. In ein­er solchen Sit­u­a­tion gehört ein Fil­ter zwis­chen die Per­son und die Öffentlichkeit. Wer sagt, der Post sei nur für Fre­unde sicht­bar gewe­sen, lässt auss­er Acht, dass auch so ein Kreis in Nor­mal­fall eine gefährliche Reich­weite hat, weil sich unter Face­book-Fre­un­den eben auch solche befind­en, die im richti­gen Leben keine sind.

Es gibt also zwei Vari­anten: Entwed­er schützt man jeman­den, indem man ihm auch in der per­sön­lichen Kom­mu­nika­tion hil­ft, oder man schützt ihn, indem man ihn aus dem Schaufen­ster nimmt. Die morgige Delegierten­ver­samm­lung dürfte dem Vernehmen nach diese Optio­nen akzentuieren.