Taeuschung

Trau! Schau! Wem?

Veröffentlicht: 2016

Es ist hin­länglich bekan­nt, dass man nicht alles glauben darf, was via Inter­net auf dem Bild­schirm erscheint. Und doch gilt das wahrschein­lich für mehr Inhalte als wir wahrhaben wollen. Entsprechend häu­fig fall­en wir auf die user-gen­er­at­ed Lügen­presse“ rein. Ein jüngst pub­liziert­er Fall zeigt, wie ein­fach die Sozialen Medi­en als Pro­pa­gan­dam­as­chine auch gegen einzelne Per­so­n­en einge­set­zt wer­den: Ein Mann, dessen Bild immer wieder im Zusam­men­hang mit Unglück­en und Ver­brechen in Umlauf gebracht wird, soll von seinen Gläu­bigern offen­bar auf diese Weise kom­pro­mit­tiert wer­den. Er war wed­er Opfer zahlre­ich­er Unglücke noch gab er je den Befehl auf Demon­stran­ten zu schiessen, son­dern hat nur bei eini­gen Gläu­bigern seine Schulden nicht beglichen, worauf sich diese jet­zt via Ver­leum­dung auf dem Inter­net an ihm rächen wollen. Das funk­tion­iert ganz ordentlich – hat doch unter anderem die New York Times darüber berichtet, dass er bei der Schiesserei in Orlan­do ums Leben gekom­men sei.

Dass sich solche Falschmel­dun­gen gross­flächig und auch in klas­sis­chen Medi­en ver­bre­it­en, hat primär zwei Gründe: Zum einen leben die Social Media von Emo­tio­nen. Ger­ade per­son­ifizierte Schick­sals­geschicht­en funk­tion­ieren sehr gut, um Reak­tio­nen in den Sozialen Medi­en zu befeuern. Zum anderen ist die Quel­len­zahl mit der par­tizipa­tiv­en Nutzung des Inter­nets explodiert. Eine qual­i­ta­tive Über­prü­fung ist aufwändig gewor­den. Die Vali­dierung der Infor­ma­tion find­et deshalb bisweilen auch rein quan­ti­ta­tiv statt, sprich: Wenn so viele Quellen darüber bericht­en, muss es ja stim­men. Das ist gefährlich, weil es bewusst aus­genützt wird. Vom oben beschriebe­nen Einzelfall über die Kriegspro­pa­gan­da bis zur poli­tis­chen Instru­men­tal­isierung des Flüchtlingsstroms aus Afrika.

Eine junge Frau aus Leipzig ist mit ihrer hoaxmap​.org ange­treten, um Falschmel­dun­gen über Straftat­en von Flüchtlin­gen mit Beweis­ma­te­r­i­al zu wider­legen und diese Fälle auf ein­er Lan­deskarte darzustellen. Solche Wahrheit­sportale“ sind ein wertvoller Ver­such die Pro­pa­gan­da einzudäm­men. Allerd­ings ver­schiebt sich damit der Kampf nur eine Ebene weit­er, weil Web­seit­en, welche die Deu­tung­shoheit für sich beanspruchen, ein ide­ales Tum­melfeld sind für Pro­pa­gan­dis­ten und damit stets sel­ber Opfer der Instru­men­tal­isierung wer­den kön­nen. Let­ztlich beweisen alle Beispiele nur, was man in der schnel­llebi­gen Infor­ma­tions­flut allzu leicht ver­gisst: Habe Mut, dich deines eige­nen Ver­standes zu bedienen!