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SPAC: Publizität nicht verschenken

Veröffentlicht: 2021

Obwohl nicht ganz neu, sind SPACs derzeit an Kap­i­talmärk­ten in aller Munde. Die Spe­cial Pur­pose Acqui­si­tion Com­pa­nies fassen als zusät­zliche Anlageklasse nun auch dies­seits des Atlantiks Fuss und erhal­ten grosse Aufmerk­samkeit. Zwei Haupt­gründe treiben den Trend:

Auf der einen Seite: Der heisse Aktien­markt und die niedri­gen Zin­sen haben im Markt auf der Suche nach Anla­gen mit guten Ren­diteaus­sicht­en den Druck erhöht. Da bietet es sich für Inve­storen an, das Kap­i­tal einem Spon­sor anzu­ver­trauen, der sich bere­its in der Wirtschaftswelt bewiesen hat und so mit sein­er erfol­gre­ichen Ver­gan­gen­heit für eine eben­so erfol­gsver­sprechende Zukun­ft ein­ste­ht. Tat­säch­lich find­en sich unter diesen Spon­soren schillernde Namen wie Richard Bran­son, Michael Klein oder Ser­gio Ermotti.

Auf der anderen Seite: Ger­ade für kleinere Unternehmen sind die reg­u­la­torischen Hür­den und die zeitlichen und finanziellen Aufwände eines klas­sis­chen IPOs hoch. Neue Reg­ulierun­gen in Aktien­recht und Cor­po­rate Gov­er­nance haben in den let­zten Jahren Börsen­gänge in der Schweiz nicht attrak­tiv­er wer­den lassen. Kotierungswillige Unternehmen sind also auch bere­it, sich in die Arme von SPACs zu begeben.

In diesem Zusam­men­hang ist aus kom­mu­nika­tiv­er Sicht eine Aus­sage von Car­lo Cen­tonze, CEO der Schliere­mer Tex­til­chemie-Fir­ma HeiQ inter­es­sant, die sich im Dezem­ber 2020 via eine SPAC an der Börse in Lon­don kotieren liess. Gegenüber der NZZ sagt Cen­tonze, sie hät­ten die Pub­liz­ität, welche die Fir­ma auf­grund der Coro­na-Pan­demie erfahren habe, für die Kotierung nutzen wollen. Bei einem klas­sis­chen IPO ist die Argu­men­ta­tion nor­maler­weise ger­ade umgekehrt: Man nutzt die Pub­liz­ität des Börsen­gangs auch als Boost­er für die eige­nen Geschäfte.

Selb­stver­ständlich ist die Aus­sage des HeiQ-CEO nachvol­lziehbar und richtig. Die Pub­liz­ität hil­ft dabei, sich bei möglichen Inve­storen im besten Licht zu präsen­tieren. Und da eine Kotierung via SPAC zeitlich und finanziell weniger belas­tend ist, kann man diesen Schritt auch «spon­tan­er», im gün­stig­sten Augen­blick vol­lziehen, als dies bei einem klas­sis­chen IPO möglich ist. Genau diese zeitlichen und finanziellen Vorteile des «SPAC-Ver­fahrens» kön­nen sich aber in einem nor­malen Kon­text, sprich ohne vorgängi­gen Pub­liz­itätss­chub, auch ungün­stig auswirken. Und zwar, wenn man es ver­passt, diesen wichti­gen Schritt in der Entwick­lung des Unternehmens aus­re­ichend zu kom­mu­nizieren; man würde so viel mögliche Pub­liz­ität ver­schenken. Diese Gefahr dro­ht, weil man ja bei ein­er Kotierung via SPAC keine Inve­storen auf bre­it­er Basis suchen muss. Sie sind bere­its da, indem sie ihre Investi­tion in die SPAC bere­its getätigt haben. Damit ent­fall­en die klas­sis­chen Pro­mo­tio­nen von Pilot Fish­ing, Pre-Sound­ing, IPO Road­show und medi­aler Offen­sive. Und damit dro­ht auch eine exzel­lente Chance für das Mar­ket­ing in eigen­er Sache ungenutzt zu bleiben.

Vielle­icht haben diese ver­passten Chan­cen ihren Anteil dazu beige­tra­gen, dass gemäss ver­schiede­nen Erhe­bun­gen die Kurse zahlre­ich­er SPACs sich zunächst zwar bess­er entwick­el­ten als der Markt, langfristig dann aber eine weniger gute Per­for­mance zeigten. Faz­it: Ein Börsen­gang via SPAC kann dur­chaus sin­nvoll sein. Sowohl das Unternehmen sel­ber wie auch die SPAC soll­ten aber die Gun­st der Stunde nutzen und den Schritt auch als wichtiges Mar­ketin­gin­stru­ment ein­set­zen. Ins­beson­dere, weil bei dieser Art Börsen­gang im Gegen­satz zu nor­malen IPOs die Abdeck­ung durch Ana­lysten schwäch­er ist und gle­ichzeit­ig viel weniger kom­mu­nika­tive Hür­den beste­hen und beispiel­sweise auch zukun­fts­gerichtete Aus­sagen gemacht wer­den dürfen.