
SPAC: Publizität nicht verschenken
Obwohl nicht ganz neu, sind SPACs derzeit an Kapitalmärkten in aller Munde. Die Special Purpose Acquisition Companies fassen als zusätzliche Anlageklasse nun auch diesseits des Atlantiks Fuss und erhalten grosse Aufmerksamkeit. Zwei Hauptgründe treiben den Trend:
Auf der einen Seite: Der heisse Aktienmarkt und die niedrigen Zinsen haben im Markt auf der Suche nach Anlagen mit guten Renditeaussichten den Druck erhöht. Da bietet es sich für Investoren an, das Kapital einem Sponsor anzuvertrauen, der sich bereits in der Wirtschaftswelt bewiesen hat und so mit seiner erfolgreichen Vergangenheit für eine ebenso erfolgsversprechende Zukunft einsteht. Tatsächlich finden sich unter diesen Sponsoren schillernde Namen wie Richard Branson, Michael Klein oder Sergio Ermotti.
Auf der anderen Seite: Gerade für kleinere Unternehmen sind die regulatorischen Hürden und die zeitlichen und finanziellen Aufwände eines klassischen IPOs hoch. Neue Regulierungen in Aktienrecht und Corporate Governance haben in den letzten Jahren Börsengänge in der Schweiz nicht attraktiver werden lassen. Kotierungswillige Unternehmen sind also auch bereit, sich in die Arme von SPACs zu begeben.
In diesem Zusammenhang ist aus kommunikativer Sicht eine Aussage von Carlo Centonze, CEO der Schlieremer Textilchemie-Firma HeiQ interessant, die sich im Dezember 2020 via eine SPAC an der Börse in London kotieren liess. Gegenüber der NZZ sagt Centonze, sie hätten die Publizität, welche die Firma aufgrund der Corona-Pandemie erfahren habe, für die Kotierung nutzen wollen. Bei einem klassischen IPO ist die Argumentation normalerweise gerade umgekehrt: Man nutzt die Publizität des Börsengangs auch als Booster für die eigenen Geschäfte.
Selbstverständlich ist die Aussage des HeiQ-CEO nachvollziehbar und richtig. Die Publizität hilft dabei, sich bei möglichen Investoren im besten Licht zu präsentieren. Und da eine Kotierung via SPAC zeitlich und finanziell weniger belastend ist, kann man diesen Schritt auch «spontaner», im günstigsten Augenblick vollziehen, als dies bei einem klassischen IPO möglich ist. Genau diese zeitlichen und finanziellen Vorteile des «SPAC-Verfahrens» können sich aber in einem normalen Kontext, sprich ohne vorgängigen Publizitätsschub, auch ungünstig auswirken. Und zwar, wenn man es verpasst, diesen wichtigen Schritt in der Entwicklung des Unternehmens ausreichend zu kommunizieren; man würde so viel mögliche Publizität verschenken. Diese Gefahr droht, weil man ja bei einer Kotierung via SPAC keine Investoren auf breiter Basis suchen muss. Sie sind bereits da, indem sie ihre Investition in die SPAC bereits getätigt haben. Damit entfallen die klassischen Promotionen von Pilot Fishing, Pre-Sounding, IPO Roadshow und medialer Offensive. Und damit droht auch eine exzellente Chance für das Marketing in eigener Sache ungenutzt zu bleiben.
Vielleicht haben diese verpassten Chancen ihren Anteil dazu beigetragen, dass gemäss verschiedenen Erhebungen die Kurse zahlreicher SPACs sich zunächst zwar besser entwickelten als der Markt, langfristig dann aber eine weniger gute Performance zeigten. Fazit: Ein Börsengang via SPAC kann durchaus sinnvoll sein. Sowohl das Unternehmen selber wie auch die SPAC sollten aber die Gunst der Stunde nutzen und den Schritt auch als wichtiges Marketinginstrument einsetzen. Insbesondere, weil bei dieser Art Börsengang im Gegensatz zu normalen IPOs die Abdeckung durch Analysten schwächer ist und gleichzeitig viel weniger kommunikative Hürden bestehen und beispielsweise auch zukunftsgerichtete Aussagen gemacht werden dürfen.