
Rufschädigung dank "Schwarm-Intelligenz"
Etwas abseits von der grossen Aufmerksamkeit flimmerte am Dienstag der „Club“ über den Kanal von TV SRF1. Thema: Rufschädigung und die diesbezügliche Rolle der Medien. Auch wenn die Diskussion durchaus spannende Aspekte zu Tage brachte, blieb die Rolle der Medien etwas unterbeleuchtet, wie der Tages-Anzeiger richtig kommentierte. Das führte auch dazu, dass der heimliche Sieger der Diskussion eben heimlich blieb.
Das Gespräch drehte sich mehrfach um die Qualität im Journalismus. Stichworte: Faktentreue, Checkbuchjournalismus, Tempodruck, Online-Journalisten als „Kindersoldaten“. Die Gäste waren sich praktisch darin einig, dass die Qualität im Journalismus gegenüber früher deutlich gesunken sei — insbesondere im immer wichtiger werdenden Online-Journalismus. Ob der Spar- und Termindruck auf den Redaktionen dazu führt, dass weniger intelligente Leute angestellt werden, oder ob für die eigentlich intelligenten Leute einfach weniger Zeit und Geld für präzise Recherchen vorhanden ist, kam nicht zur Sprache. Es ändert aber letztlich auch nichts am Verdikt, wenn’s denn so pauschal stimmt.
Zur Sprache kam hingegen, dass die Qualität auch deshalb schlecht sei, weil es einen Mainstream-Journalismus gäbe, ein Rudelverhalten, nach dem etliche Medien automatisch auf die Mehrheitsmeinung eines Skandals einmünden und einander gegenseitig abschreiben. Und tatsächlich habe ich es im Berufsalltag mehrfach erlebt, dass Journalisten zu mir sagten, die Fakten seien ja klar, weil das so auch schon in anderen Zeitungen gestanden habe.
Und damit zum heimlichen Sieger der Diskussion: Es ehrt Alex Baur, dass er nicht stärker darauf hingewiesen hat, aber tatsächlich muss man zugeben, dass die Weltwoche häufig (und wohl mitunter auch aus Positionierungsgründen) eine konträre Meinung zum Mainstream vertritt. Ob das im Einzelfall richtig oder falsch, angenehm oder unangenehm ist, ist irrelevant. In der zunehmend konsolidierten Medienlandschaft würde ich mir aber ein weiteres, ernst zu nehmendes Blatt wünschen, das ab und zu pointiert eine andere Meinung vertritt. Das regt zum Denken an und schärft den Verstand. Und im Idealfall hilft es einen ungerechtfertigten Imageverlust zu verhindern.