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Reden ist Silber – und lässt sich vergolden

Veröffentlicht: 2016

VW-Chef Matthias Müller hat­te Anfang Jahr ein Prob­lem mit einem Medi­en­auftritt. Auf sein­er Ameri­ka-Reise ver­suchte er das durch den Abgasskan­dal ram­ponierte Image des Autokonz­erns wieder aufzupolieren. Das miss­lang ihm aber – wegen eines Radioin­t­er­views beim Sender NPR, in dem er die Affäre als tech­nis­ches Prob­lem“ herun­ter­spielte. Der Konz­ern bat dann um eine Wieder­hol­ung des Inter­views. In dieser zweit­en Ver­sion ver­suchte Müller, den Schaden zu begren­zen: Ich muss mich für gestern Abend entschuldigen, weil die Sit­u­a­tion ein biss­chen schwierig für mich war vor all ihren vie­len Kol­le­gen und jed­er hat hineingerufen», zitierte ihn die NZZ.

Selb­st denen, die sich grosse Auftritte gewohnt sind, fällt es also bisweilen nicht leicht, die richtige Botschaft in State­ments zu ver­pack­en, die bei den Ziel­grup­pen ankom­men. Seien es Inter­views, Pressekon­feren­zen, Talkrun­den, Vorträge, Reden oder Krisen­si­t­u­a­tio­nen: Wer nicht überzeu­gend wirkt, im Gesicht glänzt, gehet­zt ist, kein Ende find­et, sich ver­hed­dert, ein­studiert klingt, unvor­bere­it­et auftritt – der bringt die beab­sichtigten Inhalte nicht rüber.

Die Rede ist eine Kun­st und eine alte zudem. Rhetorik kann erlernt und geübt wer­den. Das prak­tizieren zum Beispiel die schweizweit rund 40 Toast­mas­ters und Rhetorik Clubs. Auch in Medi­en­train­ings wird die Redekun­st geübt, geübt, geübt … Denn wenn die Medi­en anklopfen gilt es, die Chance zu nutzen. Das Risiko, das Medi­en­auftrit­ten eben­falls inhärent ist, gilt es im Voraus zu min­imieren – mit­tels guter Vor­bere­itung. Zu einem Medi­en­ter­min muss man trainiert antreten. Mit den spez­i­fis­chen Eigen­heit­en von Kam­era und Mikro­fon muss man ver­traut sein. Wie auch mit den Bedürfnis­sen und Arbeitsweisen der Jour­nal­is­ten. Ler­nen Sie, mit den Medi­en zu sprechen!

Dazu 6 der wichtig­sten Orientierungspunkte:

  • Hil­fs­bere­itschaft: Nehmen Sie die Anliegen der Jour­nal­is­ten ernst (die Grund­sätze zwis­chen­men­schlich­er Kom­mu­nika­tion gel­ten auch für Medienkontakte)!
  • Vor­bere­itung: Bere­it­en Sie sich immer auf die schwierig­sten Fra­gen vor und hal­ten Sie Antworten bere­it (so ver­mei­den Sie wider­sprüch­liche Aus­sagen)! Und wenn es dann vor dem Mikro­fon ernst gilt, beherzi­gen Sie einen zen­tralen Merk­satz mil­itärisch­er Funkdiszi­plin, bevor Sie losle­gen: denken, drück­en (Verbindungsauf­bau), schluck­en, sprechen.
  • Offen­heit: Der Zweck der Kom­mu­nika­tion beste­ht in der Bere­it­stel­lung von Infor­ma­tio­nen und nicht in deren Ver­heim­lichung. Wenn Sie über ein The­ma nicht reden möcht­en oder kön­nen: Schweigen Sie nicht, stot­tern Sie nicht! Nen­nen Sie die Gründe für Ihr Auswe­ichen („Es ist noch zu früh, um dies zu bew­erten …; Mir fehlen dazu die Ken­nt­nisse; Sie müssten die zuständi­gen Leute befra­gen, das sind …“)!
  • Ehrlichkeit: Alles, was Sie sagen, muss wahr sein; aber nicht alles, was wahr ist, müssen Sie sagen. Hal­ten Sie sich jeden­falls immer an die Fak­ten, lassen Sie wenig Inter­pre­ta­tion­sspiel­raum offen!
  • KISS: Keep it short an sim­ple! Brin­gen Sie das Wesentliche in aller Kürze auf den Punkt! Das Aller­wesentlich­ste am Anfang! Im Radio und Fernse­hen haben sie 30 Sekun­den, max­i­mal. Das ist so lang, wie ein Stre­ich­holz brennt.
  • Selb­stkon­trolle: Seien Sie authentisch!

Ein Redekün­stler braucht also eine Strate­gie (Botschaft), das Handw­erk­szeug (Q&A, Fra­gen und Antworten) und viel Train­ing. Denn: Übung macht den Meis­ter. Ein Meis­ter kann die jew­eilige Sit­u­a­tion aktiv mit­gestal­ten. Mit dieser Sicher­heit blick­en Sie dem näch­sten Medi­en­ter­min entspan­nt entgegen.