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Nichts sagen ist auch keine Lösung

Veröffentlicht: 2015

Per­so­n­en und Unternehmen, welche die Hoch­preisin­sel Schweiz vertei­di­gen möcht­en, haben in der öffentlichen Wahrnehmung einen schw­eren Stand. Immer, wenn ein Detail­händler ankündigt, ein Pro­dukt aus dem Sor­ti­ment zu stre­ichen, weil die Absatzpreise für die Schweiz aus unerk­lär­lichen Grün­den unver­hält­nis­mäs­sig hoch und nicht zu recht­fer­ti­gen seien, frohlockt die Volksseele. Noch mehr Begeis­terung lösen Dis­counter aus, die mit­tels Par­al­le­limporten den offiziellen Ver­trieb­skanal umge­hen, um den Kun­den tief­ere Preise anbi­eten zu kön­nen. Ein schön­er Neben­ef­fekt ist die medi­ale Aufmerk­samkeit, welche solche Unter­fan­gen jew­eils begleit­en. Wenn sich David Den­ner etwa gegen Goliath Coca-Cola zur Wehr set­zt und im Aus­land Tschechen-Brause“ (Blick) einkauft, um Cola zu tief­er­en Preisen an Herr und Frau Schweiz­er zu brin­gen, sind die Sym­pa­thien schnell verteilt.

Kür­zlich macht­en so Otto’s Sport Out­let respek­tive der Ski­her­steller Fis­ch­er Schlagzeilen. Mit­tels Par­al­le­limporten gelang es dem Dis­counter, Preise anzu­bi­eten, die unter den Preisen liegen, welche Fis­ch­er von den Detail­händlern ver­langt. Mit einem Rund­schreiben machte der Ver­trieb­sleit­er von Fis­ch­er Schweiz, Stéphane Cat­tin, die Händler darauf aufmerk­sam, dass man nun daran sei, die Ware von Otto’s aufzukaufen, und den Händler im Aus­land, der die Skis Otto’s zu gün­sti­gen Kon­di­tio­nen verkauft hat­te, trock­en­gelegt hätte. Naturgemäss kam dieses Schreiben in die Hände unter­schiedlich­er Medi­en – und hat­te zudem zur Folge, dass die Weko ein Ver­fahren gegen Fis­ch­er sowie Völkl eröffnet hat. Sie wer­den verdächtigt, Par­al­le­limporte zu behin­dern. Fis­ch­er, obschon ver­mehrt von unter­schiedlichen Medi­en ange­fragt, zog es vor, keine Stel­lung zu beziehen. 

Fis­ch­er hat durch sein kom­mu­nika­tives Ver­hal­ten den bestande­nen Schaden in kein­er Weise gelin­dert. Allerd­ings kann man sich fra­gen, wie man in ein­er solch auswe­glosen Sit­u­a­tion am besten agiert. Hier kön­nte sich Fis­ch­er an Coca Cola ori­en­tieren. Patrick Bossart, Man­ag­er bei Coca-Cola Schweiz, liess sich im Jan­u­ar 2014 zu Beginn des Stre­its mit Den­ner wie fol­gt zitieren: «Als Schweiz­er Pro­duzent mit 1000 Mitar­beit­ern garantieren wir Ver­sorgungssicher­heit, hohe Pro­duk­tqual­ität sowie eine nach­haltige und lokale Wertschöp­fung». Zudem wurde auf das Prob­lem der zusät­zlichen Umwelt­be­las­tung hingewiesen. Allerd­ings war Coca-Cola – im Gegen­satz zu Fis­ch­er – bewusst, dass der Detail­händler ein Recht darauf hat, Pro­duk­te par­al­lel zu importieren. Wie auch immer der Fall aus­ge­ht: Schweigen hat nur in den sel­tensten Fällen dazu geführt, dass ein Prob­lem vom Erd­bo­den ver­schwun­den ist.