
Mein Medienwunsch für 2017
Ich gehöre mit meinen mehr als 40 Lenzen zwar zu den Digital Immigrants, stelle aber als Early Adopter aus der Kommunikationsbranche immerhin sicher, dass ich mehr oder weniger am Ball bleibe, was technische und publizistische Neuerungen angeht. Dass dies nicht ohne ein gesundes Mass an Skepsis gegenüber Neuem funktioniert, versteht sich von selbst. Man denke nur an die Kritikpunkte, die beispielsweise die Entwicklung von facebook begleiten oder an die Sorge um den Berufsstand der hochqualifizierten und erfahrenen Journalisten, die dank Zeit und Geld der Gesellschaft wertvolle Leitlinien vorzugeben vermögen.
Umso mehr erfreue ich mich an Instrumenten, die den Fortschritt leben und gleichzeitig verantwortungsvoll im Umgang mit Information handeln. Ein solches Instrument ist für mich die Mobile-App der Newsplattform „Quartz“ (www.qz.com), eine erfrischende Synthese von journalistischer Handarbeit und moderner Kommunikation. Die App bringt die News so auf den Bildschirm, als ob man mit einem Freund chatten würde. Ausführlichere Headlines als gewohnt, aber dennoch knackig formuliert, animieren zum Informations-Konsum. Nicht nur die gängigsten News der Stunde, sondern auch spannende Hintergrundberichte sind da zu finden. Witzige, im Kontext vorformulierte Antwortvorschläge erlauben einem mit einem Klick die Geschichte zu vertiefen – bis hin zur Originalquelle – oder sie durch die nächste Story zu ersetzen. Zusätzlich aufgepeppt ist das Ganze mit trendigen GIFs, Grafiken und Emojis.
Und das Beste: Was man im ersten Moment für einen unpersönlichen Chatbot halten könnte, ist in Tat und Wahrheit ein von qualifizierten Journalisten kuratierter und mit redaktionellen Eigenleistungen ergänzter Newsfeed, der dem Konsumenten wissenswerte Neuigkeiten aus unterschiedlichen Quellen serviert und ihm dabei die Wahl lässt, in welcher Tiefe er sich informieren will. Dass dabei der Fokus auf englischsprachigen Newslieferanten liegt, erweitert den Horizont der Konsumenten in unseren Breitengraden erst recht, tut dem Ganzen also keinen Abbruch.
Gleichwohl: Es wäre toll, wenn auch ein Pendant für den DACH-Raum zur Verfügung stünde. Wohlan denn, mein Neujahrswunsch ist damit platziert. Happy 2017!