
Hopfen und Malz für die Medienlandschaft
„Ein Rekord“, so der gestrige Kommentar von Co-Gründer Christof Moser zum Verlauf des Crowdfundings für das Medienprojekt „Republik“. Und er hat Recht, bezahlten doch 7000 Menschen in nur eineinhalb Tagen 1.7 Millionen Franken für den Start des neuen Mediums. Das Ziel waren 750’000 Franken in 36 Tagen. Das zeugt einerseits von sehr gutem Campaigning. Es zeugt aber auch vom Durst nach dem Produkt.
Zu den Gründen, weshalb die „Republik“ lanciert wurde, schreiben die Gründer auf ihrer Webseite: „[Es] wird fusioniert, was geht. Kleinere Zeitungen werden zwecks Reichweite eingekauft. Und verdaut. Bereits heute beherrschen Tamedia, NZZ und Ringier zusammen 80 Prozent der veröffentlichten Meinung. […]
Ökonomisch machen diese Fusionen zwar Sinn, für die Öffentlichkeit aber sind sie ein Problem. Denn mit dem Zusammenschmelzen wird die Identität der Blätter vernichtet, ihre Kompetenz, ihre Tradition. Und in der politischen Debatte verfällt die Meinungsvielfalt: Mit den Fusionen verarmt der Wettbewerb an Standpunkten, Ideen, Blickwinkeln.“ Sie beklagen damit – meiner Meinung nach zu Recht – eine zunehmende Homogenität der vermittelten Informationen unter dem ökonomischen Diktat der grossen Verlagshäuser. Bei allem Verständnis dafür.
Der Erfolg des Crowdfundings zeigt, dass die „Republik“ Hoffnungen weckt im Unbehagen über den Medienwandel. Und er zeigt noch etwas anderes Erfreuliches: Der Markt funktioniert. Ähnlich wie damals, als 1991 das Bierkartell zusammenbrach. Darauf folgte eine Konzentration bei den etablierten inländischen Brauereibetrieben. Übernahmen durch ausländische Bier-Grosskonzerne, die in den Schweizer Markt drangen, schürten Ängste, dass in unserem Land bald nur noch Einheitsgebräu produziert würde. Man befürchtete, die Vielfalt würde ungleich kleiner als unter dem guten alten Kartellregime. Das Gegenteil passierte. Zahlreiche Kleinbrauereien schossen aus dem Boden. Viele davon haben sich heute einen festen Platz im Markt gesichert.
24heures wie Cardinal-Bier, Luzerner Zeitung wie Eichhof? Warum nicht? Die Marken bleiben bestehen und liefern durchaus Geschmackvolles für eine grosse Zielgruppe. Die „Republik“ hat den Anspruch, neben dem eigenen Quellwasser auch Hopfen und Malz aus eigenem Anbau für das Produkt zu verwenden. Dafür gibt es einen Markt. Und vielleicht ist das Medienprojekt ein Ansporn für andere, auch den Mut aufzubringen etwas Neues zusammenzubrauen. Eine Bieridee ist das nicht.