
Die neue Einfachheit der Sprache
„Gestern war die Welt noch linear und überschaubar, heute ist sie global vernetzt und immer weniger vorhersehbar. Unternehmen und Organisationen, die es schaffen, Komplexität zu meistern, sind die Gewinner von morgen.“ Die zwei Sätze stammen aus der Einladung ans diesjährige Swiss Economic Forum. Eine etwas gar anspruchslose Plattitüde, die ins Tagungs-Thema „neue Einfachheit als Erfolgsfaktor“ einführt, finde ich.
Um beim Thema Vereinfachung zu bleiben: Viel besser hat mir diese Woche gefallen, dass das Büro für Leichte Sprache der Pro Infirmis seine Arbeit aufgenommen hat. Es vereinfacht Texte so, dass auch Personen sie verstehen, die Probleme beim Lesen oder Schreiben haben. Das sind immerhin 800’000 Erwachsene in der Schweiz. Komplexität in Texten zu reduzieren (sprich: Texte zu vereinfachen) ist anspruchsvoll. Und es braucht Zeit. Aber es kann unheimlich befreiend sein, wie das Beispiel aus Österreich zeigt, das die Limmattaler Zeitung in ihrem Bericht zur Pro Infirmis verwendet hat:
Originaltext: “Soll der Beschluss des Gemeinderates der Gemeinde Teufenbach, vom 15.09.2013 zu Tagesordnungspunkt 3 a) in welchem sich der Gemeinderat für ein Beharren auf das verfassungsrechtlich gewährleistete Selbstverwaltungs- und Selbstbestimmungsrecht ausspricht und daher nicht bereit ist eine Zusammenlegung mit einer anderen Gemeinde einzugehen eintritt, und die Gemeinde sich rechtsfreundlich durch einen Anwalt vertreten lässt, Geltung erlangen? Ja oder Nein.”
Einfache Sprache: „Soll Teufenbach eine eigenständige Gemeinde bleiben?“
Wertvoll: Die Regeln für Leichte Sprache findet man auf http://leichtesprache.org. Viele davon gelten auch im Umgang mit Lesern ohne Verständnisschwierigkeiten.
Zurück zur Einladung ans Swiss Economic Forum. Um das Motto „Simplify — Meistern von Komplexität“ gleich mit einem handfesten Beispiel zu unterlegen, heisst es in der Einladung: „Bis und mit Freitag, 30. Januar 2015, um 23.59 Uhr können Sie sich mit Ihrem persönlichen Code für ein Tagungsticket registrieren.“ So braucht man nicht einmal darüber nachzudenken, wann der 30. Januar endet.