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Die Dünnhäutigkeit der Kritisierten

Veröffentlicht: 2014

Die Reak­tio­nen der Medi­en­häuser auf das Jahrbuch zur Schweiz­er Medi­en­qual­ität, welch­es jährlich vom Forschungsin­sti­tut Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) her­aus­gegeben wird, fie­len auch nach der fün­ften Auflage mehrheitlich empfind­lich aus. Das News­portal wat​son​.ch, das kri­tisiert wird, Native Adver­tis­ing ent­ge­gen der Beruf­s­nor­men vom jour­nal­is­tis­chen Per­son­al pro­duzieren zu lassen, reagierte mit einem ziem­lich absur­den Quiz, bei dem der Leser anhand eines aus einem Artikel her­aus­ge­grif­f­e­nen Satzes qual­ität­shohe von qual­ität­sniedri­gen Medi­en unter­schei­den sollte. Das Net­zw­erk News­net kon­terte den Kom­men­tar Wäre Kurt Imhof eine Zeitung, sie hiesse Blick’“. Darin wird kri­tisiert, dass Imhof über All­round­jour­nal­is­ten“ schnöde, sich sel­ber aber in Debat­ten aller Art ein­bringe und ein All­round­wis­senschaftler sei. Touché! Oder sollte man sich als Medi­en­wis­senschaftler nicht damit auseinan­der­set­zen und analysieren, wie und worüber Debat­ten geführt wer­den? Wie dem auch sei: Aus­führlich­er auf die inhaltliche Kri­tik des Jahrbuch­es wird etwa in Artikeln von soge­nan­nten Qual­itätsme­di­en wie der NZZ und – wenn auch weniger umfassend – im Tage­sanzeiger eingegangen.

Zur Vertei­di­gung der pikierten Medi­en­schaf­fend­en kann man ein­wen­den, dass die Per­son Kurt Imhof zweifel­sohne polar­isiert und gele­gentlich polemisiert. Er ist in der Kri­tik auch in sein­er Wort­wahl keineswegs zim­per­lich, was die Reak­tio­nen teil­weise erk­lärt. So nen­nt er News­rooms jour­nal­is­tis­che Ver­rich­tungs­box­en“, spricht von ein­er Dik­tatur der Reich­weite“ und qual­ität­sniedrigem Journalismus“. 

Der harsche Ton ver­mag jedoch den Man­gel an Selb­stre­flex­ion und inhaltlich­er Analyse der kri­tisierten Medi­en mit dem Kern der Kri­tik kaum zu erk­lären, und eine ern­sthafte Debat­te zu diesem The­ma mit prak­tik­ablen Lösungsvorschlä­gen wäre wün­schenswert. Übri­gens: in den Gratiszeitun­gen sucht man bis heute vergebens nach ein­er Erwäh­nung der besagten Studie.